Charakteristika und Besonderheiten des Meininger Theaters

Die Meininger zeichneten sich unter anderem dadurch aus, dass sie mit besonders originalgetreuen Texten arbeiteten. Dadurch brachten sie nicht nur dem Text besonderen Respekt entgegen, sondern auch allen anderen Elementen der Inszenierung. Zur damaligen Zeit war es im deutschen Theaterwesen nämlich üblich, angepasste Text- und Bühnenversionen zu verwenden – diese Versionen waren zwar traditionell etabliert, gaben aber zugleich die ursprünglichen Absichten des Autors nicht unbedingt wieder.

Für den Herzog war die Theaterregie das wichtigste Werkzeug, um den Sinn des Textes eines Bühnenstücks herauszufiltern und zu vermitteln – nach einer profunden Analyse des Werks, die penibel dokumentiert wurde, gelang ihm mit seiner Inszenierung eine ganzheitliche und originale Wiedergabe, die dem ursprünglichen Geist des Werks gerecht wurde. Mit fast obsessiver Beharrlichkeit achtete er darauf, dass es keine Unstimmigkeiten zwischen dem Textansatz und den szenischen Elementen gab.

1. Bühnenbild, Kostüm und Requisiten

Auch was Bühnenbild, Kostüm und Requisiten betraf, hielten sich die Meininger streng an die durch das Stück vorgegebenen Orts- und Zeitangaben. Zu diesem Zweck hatte der mit sämtlichen Entwürfen betraute Herzog mit Hilfe seiner Frau ein umfassendes Archiv an Bildern, grafischen Darstellungen und Texten angelegt, das je nach Anforderung der aktuellen Produktion erneuert und erweitert wurde; auch nahm man die Dienste entsprechender Fachleute in Anspruch. Am Ende wurde dann die komplette Dokumentation veröffentlicht.

Der Herzog wollte die Geschehnisse nicht einfach nachstellen, er wollte mit seinen Inszenierungen erreichen, dass der Zuschauer das Gefühl bekommt, selbst mitten im Geschehen zu sein, den Ereignissen als Teilnehmer beizuwohnen. Diesen kritischen Realismus, der durch einen Großteil der Ausstattung noch verstärkt wurde, erreichte man, indem man die Vorbühne zu einer Art Fenster machte, durch das der Zuschauer die „Wirklichkeit“ betrachten konnte. Man versuchte den Eindruck zu erwecken, dass das Bühnenbild und die Menschenmengen, die sich in manchen Szenen auf der Bühne tummelten, weit über die Grenzen der Bühne hinausgingen und von der Vorbühne sozusagen „abgeschnitten“ wurden.

2. Regie von Massenszenen

Das Geschick, mit dem größere Mengen an Statisten durch den Regisseur angeleitet wurden, war einer der Aspekte, die zur damaligen Zeit besondere Beachtung fanden. Man arbeitete mit der Politik des Anti-Star-Systems: Sämtliche Schauspieler bekleideten wichtige Rollen und waren zugleich als Statisten im Einsatz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert