Blog 15 Die Komödie 2

Für die Komödie gibt es eine Reihe von goldenen Regeln, die ich in diesem Blog hervorheben möchte. Die erste Regel besagt, dass, wenn wir eine gute Komödie zeigen wollen, sehr ernsthaft daran gehen müssen. Einer der häufigsten Fehler, die bei der Inszenierung einer Komödie begangen werden, besteht darin, dass man versucht, leicht ein Gelächter hervorzurufen. Meist wird versucht, die Figur lächerlich zu machen: man kleidet sie so, dass das Publikum einen Lachanfall bekommt, sobald sie die Bühne betritt; oder man lässt sie Gesten und Grimassen zeigen, die Gelächter hervorrufen.

Diese Art von Komik hat mich nie interessiert. Vielmehr interessiert mich ein Lachen, das aus der Situation, den Konflikten und den Umständen heraus entsteht. Wenn man es so angeht, wird es immer auch etwas Tragisches geben. Die Figuren der Komödie leben unter erdrückenden Umständen, sie erleben eine tragische Situation, die manchmal so absurd ist, dass sie Gelächter hervorruft. Wenn im Stück “Was ihr wollt” Viola, die einen Mann spielt, von Antonio, der sie mit Sebastian verwechselt, aufgefordert wird, das Geld zurückzuzahlen, das er ihrem Zwillingsbruder geliehen hat, kann Viola darin nichts Komisches entdecken. Mehr noch, sie will nur ihre Haut retten, da ihr Gegenspieler in einen Wutanfall geraten ist. Wenn wir über diese Situation lachen, dann deshalb, weil wir mehr wissen als die Figuren des Stückes. Wir finden es komisch, dass Antonio sie mit Sebastián verwechselt und Viola nicht begreift, was er von ihr will. Die Schauspieler-innen müssen hier nur die dramatische Situation interpretieren, in der sich die Figuren befinden. Sollten wir an das Gelächter denken, würde uns dies auf einen falschen, banalen Weg führen. Das Erste, was wir berücksichtigen müssen, ist die Dringlichkeit der Situation, in der sich die Figuren befinden. Da sie so viel Not haben, werden sie Fehler begehen und werden, da sie keine Zeit haben, die Dinge zu erledigen, einen Fehler nach dem anderen machen. Hier gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen der Komödie und einem Drama oder einer Tragödie.  In den beiden letztgenannten Genres entwickeln sich die Konflikte nach und nach. In den ersten fünfzehn Minuten des Stückes werden die Lage und die Konflikte der Figuren deutlich gemacht. Im Stück “Nora” ist die Welt noch in Ordnung, bevor Krogstad und Frau Linde auftauchen. König Lear will seine Krone unter seinen drei Töchtern aufteilen, und bevor seine Tochter Cordelia sich weigert, sich der vom Vater geforderten Probe zu unterziehen, ist die Welt noch in Ordnung. Im Stück “Was ihr wollt” hingegen, verlangt Orsino sofort, hier und jetzt, die Liebe Olivias. Er hat es total eilig, und bei seiner Versuchen, die Gunst Olivias zu erhalten, kommt es zu einer Menge von Zwischenfällen, die für die Figuren tragisch, für das Publikum hingegen komisch sind, weil wir mehr wissen als unsere Helden.

Dasselbe passiert in “Diener zweier Herren” von Goldoni. Für ihn ist es so dringlich, zwei Arbeiten zu ergattern und zu behalten, dass er in so extreme Situationen gerät, dass die Zuschauer notgedrungen in Gelächter ausbrechen.

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